Vergangenes

BEWEGTE LUFT - Das 1. Akkordeonorchester Passau spielt auf (Exzerpt aus der SMZ 5/2010)
Der Siegeszug des Akkordeons in der Musikwelt des 20. Jahrhunderts machte auch vor der Bildung eines neuen Ensemble-Typs nicht Halt, dem Akkordeonorchester. Bereits zwischen den Weltkriegen formieren sich in Deutschland erste Harmonika- Ensembles, nach 1945 setzt eine zweite Gründungswelle von Akkordeonspielgruppen ein, in deren Verlauf auch das “Passauer Harmonika-Orchester” - seit 1964 “1. Akkordeonorchester Passau” - aus der Taufe gehoben wird. Gegründet von Anny Kratzer-Homolka, ist seine Geschichte gleichwohl vor allem mit dem Namen von Hans Wagner verbunden, der nach dem Wegzug der Gründerin zunächst zusammen mit Eugen Sagmeister, ab 1964 mit Georg Winkler die Leitung des Orchesters übernimmt. Als Lehrer unterrichtet er eine ganze Generation von Akkordeonspielern, darunter auch viele Namen derjenigen, die heute das Vereinsleben prägen: Heidi Alfery, Gerhard Baier, Monika Donaubauer, Georg Hettmann, Gerhard Koschel und Helmut Weinzierl. Als Unterrichtsraum steht ein Zimmer in der Pension “Weißes Lamm” in der Passauer Theresienstraße zur Verfügung, gegenüber der Matthäuskirche und neben dem Café Haslbauer gelegen, in dem Wagner als Konditormeister tätig ist. Die Nachwuchspflege spielt also von Beginn an eine wichtige Rolle im Vereinsleben und das ist bis heute so geblieben. Mit Gerhard Koschel und Helmut Weinzierl, seit 1991 Musiklehrer an der Städtischen Musikschule Passau, wird die Ausbildung in den 1980er Jahren weiter professionalisiert; seit 1997 lenken Georg Hettmann und Helmut Weinzierl die Geschicke des Vereins. Sechs Formationen kann der Verein derzeit aufweisen, eine Aufteilung, die für einen örtlich agierenden Musikverein sicher ungewöhnlich ist. Während andere Vereine, nicht zuletzt wegen der häufig zu konstatierenden Nachwuchsprobleme, ihre Kräfte auf ein Ensemble bündeln, leisten sich die Passauer gleich sechs. Das ist umso erstaunlicher, als eine dadurch zu vermutende Klassifizierung und Kategorisierung ausbleibt. So unterscheiden sich die Ensembles der Erwachsenen weder durch ihr Repertoire, die Besetzungsstärke noch das spielerische Können wesentlich - allenfalls Nuancen lassen sich hier ausmachen: die Professionalität im “Orchester o.N.”, die Hinwendung des Stammorchesters zu Jazz-Arrangements und einem spezifischen Big-Band-Sound, die Pflege tradierter Akkordeonliteratur im Orchester “Da Capo”. Die Ensembles sind nicht das Ergebnis einer auf dem Reißbrett entworfenen Hierarchie, sondern sie bildeten sich im Laufe der Zeit, sind sozusagen historisch gewachsen. Si stehen damit auch für die lange Tradition, auf die der Verein zurückblickt und die er auch - zufrieden mit seinen bisherigen Leistungen - in der Zukunft fortsetzen will.